Jud Süß

 

 

Jud Süß

Musiktheater für 3 SchauspielerInnen, 8 SängerInnen und 12 MusikerInnen


Es war um 1735 da tauchte im Herzogtum Württemberg der Jude Joseph Süß Oppenheimer auf, genannt Jud Süß. Seine Verwandten waren bereits die Finanzberater des Wiener Hofes, er strebte gleiches beim Herzog Karl Alexander an. Das Genie seiner Vorfahren hatte sich auch auf ihn vererbt, und schon bald brachte er nicht nur die heimische Wirtschaft in Schwung, sondern auch seinen und des Herzogs Geldbeutel – allerdings auf Kosten des Volkes. Der Aufschrei war groß, und der Schuldige stand fest: Der Jude war‘s. Er lenkte von der Verantwortung des Herzogs ab, obwohl dieser dem Juden in nichts nachstand. Was aber auch immer Joseph Süß unternahm, er stand nicht gegen die Gesetzte und wurde trotzdem zum Tode verurteilt: Württemberg hatte einen Justizskandal europäischen Ausmaßes.

Aus dieser Historie formte Lion Feuchtwanger erst ein Drama, dann 1925 einen Roman gleichen Namens, aus dem die Nazis jenen berühmt-berüchtigten Film machten, an den sich viele noch erinnern, wenn sie Jud Süß hören. Doch das Drama und der Film haben lediglich den Namen gemein, und bis heute hat die Nazipropaganda die eigentliche Figur Jud Süß zugedeckt.

Im Spannungsfeld zwischen Lion Feuchtwanger und Veit Harlan (Filmregisseur) steht das neue Musiktheaterwerk von Oskar Gottlieb Blarr, Annette Bieker und Frank Schulz. Es besinnt sich auf die literarischen und historischen Ursprünge und setzt sich mit einem Menschen auseinander, dessen Lebensinhalt Geld und Macht waren, bis der Tod seiner einzigen Tochter durch den Herzog seinen ganzen Lebensinhalt in Frage stellt. Joseph Süß erkennt im jüdischen Glauben den eigentlichen Wert seiner Existenz und läßt den Prozeß über sich ergehen, ohne eine mögliche Verteidigung vorzubringen, die ihn vielleicht vom Galgen hätte befreien können. Die letzten Monate seines Lebens waren ein verzweifelter Kampf seines einstigen Ich gegen seine neuen religiösen Erkenntnisse.

Jud Süß ist keine Oper im traditionellen Sinn, sondern ein Musiktheaterwerk in dem gesprochene und gesungene Sprache neue musikalische Verbindungen eingehen werden, der gesamte Raum wird zum Spielort, die Zuschauer sind hautnah am Geschehen.

Jud Süß

nach Lion Feuchtwanger

Inszenierung:
Frank Schulz

Bühnenfassung:
Annette Bieker
Frank Schulz

Musik:
Oskar Gottlieb Blarr

Meinungen

 

Pressebericht
"(...) Annette Bieker und Frank Schulz verfassten ein sehr differenziertes und psychologisch analytisches Libretto unter Verwendung des Feuchtwanger-Romans und fanden in der Derendorfer Kreuzkirche zu einer fast magisch wirkenden szenischen Umsetzung (...)"

Pressebericht
"(...) Kann man ausgerechnet mit diesem historischen Stoff eintreten für einen unverkrampften Dialog zwischen jüdischen und nicht-jüdischen Deutschen? Das Düsseldorfer "Theater Kontra-Punkt" beweist: Man kann (...)"

Pressebericht
"(...) Musiktheater, das das Publikum nicht mittels Orchestergraben auf Distanz hält. Musiktheater mit Mut zur Tuchfühlung. Auch der Zuschauer muss sich mit dieser ungewohnten Nähe vertraut machen, wenn neben ihm, wenn in seinem Rücken agiert wird (...) Als freie Theaterleute, die nicht in festen Etats verankert sind, denken die anders, müssen anders denken. So wird der Blick weit (...)"